Wiener Wohnsinn – Vintage Paradies in Wieden
Wiener Wohnsinn - Vintage Paradies in Wieden
Georgia lernte ich durch einen netten Zufall kennen. Eigentlich kam ich nur vorbei um ihre Küche zu fotografieren. Gleich nach Betreten der schönen Wohnung im 4. Wiener Gemeindebezirk, überlegte ich schon klammheimlich, wie ich Georgia fragen könnte, ob sie Teil meiner Wiener Wohnsinnigen Homestories werden möchte 🙂 Wie oft hat man schon die Möglichkeit ein Vintage Paradies in Wieden zu shooten?!
Beim Plaudern haben wir beide sehr schnell erkannt, dass wir styletechnisch auf einer Welle liegen und uns viel zu erzählen haben. Die Chemie stimmte einfach von Beginn an und ich durfte nach der Verabschiedung nicht nur mit vielen Inspirationen und einem Lächeln nach Hause gehen, sondern auch mit wunderschönen Aufnahmen dieser tollen Wohnung. Ich freue mich riesig euch heute diese schicken vier Wände zu zeigen und weiß ganz bestimmt, dass viele von euch sofort einziehen wollen würden. Ich im Übrigen auch.
Georgias Wohnung befindet sich unweit vom Schloss Belvedere und dem Wiener Hauptbahnhof, einer Gegend die in den letzten Jahren zu einem pulsierenden Viertel geworden ist. Die perfekt aufgeteilte 3-Zimmerwohnung ist lichtdurchflutet und mit wunderschönem Stuck versehen. Der einzigartige Stilmix fällt einem sofort auf, Georgia weiß wie man moderenes Mobiliar mit sorgfältig ausgewählten Vintagestücken kombiniert. Aber seht doch am besten einfach selbst. Hereinspaziert!
“Hier vereinen sich verschiedene Epochen. Nichts schließt sich aus,
sondern ergänzt sich auf natürliche Weise.”
Liebe Georgia, vielen lieben Dank, dass wir heute bei dir in deiner wunderschönen Altbauwohnung zu Besuch sein dürfen. Erzähl mal, wie groß ist denn die Wohnung, wie lange wohnst du schon da und mit wem teilst du dir die vier Wände?
Ich freue mich über deinen Besuch, Melanie! Herzlich Willkommen in unserem neuen Heim.
Die Wohnung hat knapp 80 m2. Ganz aktuell, im Oktober 2020, bin ich mit meinem Verlobten, Robert, hier eingezogen. Wir leben hauptsächlich in Portugal. Aber da wir beruflich viel in Wien sind wollten wir uns auch hier ein eigenes Zuhause schaffen.
Wenn man die Wohnung betritt fällt einem sofort die erlesene Auswahl der Möbelstücke auf. Wie würdest du selbst deinen Wohnstil beschreiben?
Es ist ein zeitloser Mix aus Designklassikern, Vintage-Stücken sowie neuen Möbeln. Verschiedene Epochen vereinen sich hier. Nichts schliesst sich aus, sondern ergänzt sich auf natürliche Weise.
Der emotionale Bezug ist mir wichtig. Einige Stücke begleiten mich nun schon sehr lange und rufen Erinnerungen hervor.
Wie bist du bei der Einrichtung vorgegangen? War das Endergebnis schon im Kopf oder ist alles nach und nach entstanden.
Wenn man eine Wohnung von Grund auf neu saniert sollte man aufpassen, dass nicht zu viele neue, moderne Möbelstücke und Accessoires verwendet werden. Sonst wirkt es schnell steril. Das Endergebnis war zwar grob vor Einzug schon geplant. Am Ende habe ich aber doch das ein oder andere Element nochmal ausgetauscht. So war ein rechteckiger Esstisch mit seinen schmalen Beinen zu filigran für den offenen, grosszügig gehaltenen Raum. Er wirkte verloren. Der ovale, schwerere Tisch passt nun von den Proportionen her optimal.
“Ich liebe Vintage Stücke. Sie sind individuell und einzigartig. Sie haben eine Seele und können eine Geschichte erzählen.”
Du hast mir erzählt, dass ein paar deiner Stücke Vintage sind. Zum Beispiel der wunderschöne Sessel im Wohnzimmer mit Wiener Geflecht. Wo findest du solche Stücke oder finden sie etwa dich?
Ich liebe Vintage-Stücke. Sie sind individuell, einzigartig. Sie haben eine Seele und können Geschichten erzählen. Unsere Zeit strotzt nur so von Mainstream. Alles ist überall per Knopfdruck erhältlich. Es ist mir ein grosses Anliegen diesem Trend entgegenzuhalten.
Den Sessel habe ich im Dorotheum entdeckt. Ich habe ihn gefunden, aber er hat geduldig auf mich gewartet. Recht lange sogar. Ich fand ihn von Anfang an großartig, er war aber nicht gerade ein Schnäppchen. Somit hatte der Entscheidungsprozess etwas mehr Zeit in Anspruch genommen.
Zudem bin ich ein grosser Fan von Leuchten aus den 50er und 60er Jahren. Die dominante Deckenlampe (Stilnovo) über dem Esstisch sowie zwei extravagante Tischleuchten stammen aus dieser Zeit.
Du als Sammlerin mit einem besonderen Händchen für Interiorschätze hast bestimmt ein paar Tipps, worauf man bei der bei Suche achten soll?
Neben der Ästhetik steht die Funktionalität im Vordergrund. Das Sofa sollte also nicht nur schön, sondern in erster Linie bequem sein. Und bei Vintage-Lampen ist z.B. darauf zu achten ob sie auch wirklich funktionieren. Oft müssen sie neu verkabelt werden. Ich wollte mal eine wunderschöne Stehlampe aus Frankreich kaufen, aber es hatte sich herausgestellt dass nur ganz bestimmte Leuchtmittel passen und diese in Österreich gar nicht erhältlich sind.
Das Herzstück deines Wohnessbereiches ist neben dem formschönen Esstisch definitiv die in den Wohnraum integrierte Küche. Wo hast du sie fertigen lassen und war die Farbe schon vorab klar?
Die Küche haben wir bei KMQ, KüchenQuartier Wien, Türkenstrasse 33, entwerfen und fertigen lassen. Die Beratung war erstklassig. Das Design kommt aus Italien und die verwendeten Materialien sind extrem hochwertig. Auch wenn wir ursprünglich ein anderes Budget im Kopf hatten war es die beste Entscheidung. Ich bin überglücklich mit dem Resultat!
Der Farbton sollte sich harmonisch in den Raum einfügen. Eine klassische weisse Hochglanzküche kam für uns nie in Frage. Eigentlich ist es schade wie wenig mit Küchenfarben experimentiert wird.
Du hast mir ja erzählt, dass du zwischen Portugal und Wien pendelst und auch sonst viel auf Reisen bist. Wie stark beeinflussen fremde Kulturen das eigene Wohnen? Holst du dir viel Inspiration im Ausland?
Wir leben beide schon lange im Ausland – heute in Portugal und vorher auch in Spanien und der Schweiz. Jedes Land hat doch seinen eigenen Stil der einen prägt. Durch die diversen Umzüge wurden Dinge immer wieder ausgetauscht oder ergänzt. Wir lieben diesen Mix.
Die Südländer sind sehr viel mutiger was Farben und Muster anbelangt. Die bunten portugiesischen Fliesen etwa sind ja weltbekannt. In modernerer Version werden sie auch heute noch viel eingesetzt. Ich verwende in meinen Projekten auch gerne Fliesen mit graphischen Mustern. Das ist in Wien eher unüblich. Aber ich freue mich, wenn ich mich von der breiten Masse etwas abheben kann.
Neben Vintageläden, wo kaufst du sonst gern Möbel und Dekoaccessoires ein?
Viele Möbel sind von der Firma Ghyczy. Mein Onkel, Peter Ghyczy, ist Architekt und entwirft seit den 60er Jahren Möbel und fertigt diese in eigener Produktion in Swalmen, Niederlanden.
Von Ghyczy stammen z.B. die beiden Couchtische, das Sofa sowie das Bücherregal. Sein Sohn Felix lebt in Amsterdam und führt heute das Unternehmen.
Das Leinwandbild im Schlafzimmer ist von einem weiteren Familienmitglied, Dénesh Ghyczy. Aktuell läuft eine Ausstellung von ihm in der Suppan Galerie in Wien.
In Wien stöbere ich gerne in Läden wie Bananas oder der Vintagerie in der Nelkengasse.
Für wirkliche Kultobjekte und Designklassiker empfehle ich das Lichterloh oder Zeitloos.
In Madrid verbrachte ich die Sonntage meist auf dem legendären Rastro Market mit seinen unzähligen kleinen Vintage Shops. Meine Favorites aus dieser Zeit sind Ikb191, Casa Josephine aber auch Rue Vintage 74 sowie Mestizo. Dort kann man jeweils auch online bestellen und nach Österreich liefern lassen.
Welches Designerstück steht auf deiner Wunschliste ganz oben?
Eine weitere Vintagelampe – diesmal eine italienische Stehleuchte aus den 50ern. Ich habe sie bei Galerie Zeitloos in der Kirchengasse entdeckt. Die würde unserer Wohnung noch den letzten Schliff verpassen.
“Geschmäcker sind verschieden. Und das ist auch gut so.”
Stellen wir uns mal kurz vor: Wien ohne Corona. Wie würde deiner Meinung nach der perfekte Tag in deiner Wahlheimatstadt aussehen?
Wenn wir in Wien sind geniessen wir die klassischen Wiener Kaffehäuser und Hausmannskost. Also all das was wir in Portugal vermissen. Das Café Prückl am Stubentor ist eine Institution. Das Rebhuhn im Servitenviertel haben wir auch sehr gern ebenso wie das Pöschl in der Weihburggasse.
Die vielen Parks in Wien nutze ich für lange Spaziergänge und zum Plaudern mit meinen Freundinnen, z.B. den Augarten oder Türkenschanzpark.
Ich liebe das bunte Treiben im Museumsquartier. Ein Museumsbesuch mit anschliessendem Lunch oder Café ist immer ein guter Programmpunkt am Wochenende.
Oder auch das Freihausviertel mit den diversen Galerien und Cafés. Wien hat einfach so irre viel zu bieten. Kein Wunder, dass sie immer wieder zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird.
Beim Blick vom Schlafzimmer in den Wohnbereich fällt auf, dass du verschiedene Holz(farb)töne miteinander kombiniert hast. Oft wird einem davon abgeraten, weil es zu unruhig wirke. Überraschenderweise finde ich das ganz und gar nicht. Wie siehst du das? Ist Mut zum Experimentieren beim Einrichten wichtig? Was sind deine DO’s and Dont’s?
Wir konnten leider nicht den original Fischgrätparkett in der gesamten Wohnung retten. Dann haben wir uns gedacht – wenn schon ein Bruch, dann richtig. So ist der asymetrische Holzboden im Vorraum entstanden. Anfangs waren wir auch unsicher, ob das nicht zu unruhig wirkt. Aber gerade dieser Stilbruch gibt dem ganzen das Gewisse etwas.
Den Eingangsbereich vom Wohnbereich mit Holzstäben abzutrennen war Roberts Idee. Es war eine Herausforderung für den Tischler aber wir sind begeistert von dem Ergebnis. Die Übergänge sind fließend und so konnte ein 40 m2 großer Raum geschaffen werden mit Vorraum, Wohnzimmer, Esszimmer und Küche. Alles integriert und doch auch separat.
Mit Möbeln sollte man auf jeden Fall experimentierfreudig sein. Es ist ja ein Entwicklungsprozess und der Geschmack kann sich im Laufe der Zeit auch mal ändern.
Bei Sanierungsprojekten sollten Küche und Bad aber wohl überlegt sein. Diese Dinge tauscht man ja nicht so schnell wieder aus. Aber eine Wandfarbe oder eine neue Armatur kann den Gesamteindruck grundlegend verändern. Mit Farben experimentiere ich gerne.
Einen letzten Tipp, was man beim Einrichten deiner Meinung nach unbedingt beachten sollte?
Der Wohlfühlfaktor steht an erste Stelle. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Die Einrichtung sollte zu einem passen, ähnlich wie es sich mit Kleidung verhält. Und man sollte sich nicht von der Meinung anderer Leute irreleiten lassen. Geschmäcker sind nun mal verschieden und das ist auch gut so. Sonst sähen ja alle Wohnungen gleich aus. Auf das eigene Bauchgefühl hören – dann kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Und sich auch mal etwas trauen.
Liebe Georgia, vielen lieben Dank für das tolle Interview und die Einblicke in dein Vintage Paradies in Wieden.
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Jede unserer Wohnungen ist ein Unikat, egal ob sie in Wien, Madrid, Palma oder im portugiesischen Comporta liegt. Aus jedem Objekt machen wir ein einzigartiges Zuhause, in dem jedes Detail stimmt. Darauf sind wir stolz, und das lässt uns immer weiter nach versteckten Juwelen in bester Lage suchen.
Über Homerun
Einzigartig schöne Wohnungen zu schaffen, ist unsere Leidenschaft. Seit mehr als zehn Jahren heben wir uns damit vom Mainstream ab. Dabei ist ein Auge für Proportionen und ein ausgeprägtes Gefühl für Schick längst nicht alles. Denn wir wissen: Investments müssen sich rechnen.